Die erste Schützenhalle erbaut 1890
Die Schützenhalle unter den alten Eichen im Langel (gebaut 1890)
Die Vogelstange befand sich im 19. Jahrhundert ursprünglich am Hohlknochen. Der Hohlknochen bezeichnet das Waldstück ab der Langelbrücke bis unterhalb des neuen Waldfriedhofs, bis „Auf’m Hahn“. Nach dem Königsschießen zog man mit Musik zu dem Platz unter den mächtigen Eichen hinter der Langelbrücke. Die Kronen der Bäume bildeten das Dach des »Freiluftzeltes«. Die Tanzdiele bestand aus dem gestampften Boden. In diesen »Festräumen« wurde selbst bei Regenwetter gefeiert.
In der Generalversammlung vom 01. September 1889 wurde der Beschluss gefasst, eine geräumige Festhalle unter den Eichen zu bauen. Es wurde ein Bau-Komitee für den Neubau gebildet. Zum Schützenfest des Jahres 1890, am 6. und 7. Juli wurde die von Bauunternehmer Keßler errichtete Halle unter Mitwirkung des Gesangs-, Krieger- und Turnvereins eingeweiht. Pfarrer Falter schrieb dazu aber in der Pfarrchronik: »Das Schützenfest, welches früher unter den hundertjährigen Eichen gefeiert wurde, hat durch den Bau an Originalität verloren.«
Im Jahre 1900 wurde die Vogelstange vom Hohlknochen in die Nähe der Halle verlegt, gleich rechts hinter der Langelbrücke, auf Höhe des derzeitigen 2. Kompanieplatzes.
1907 erhielt die Schützenhalle eine eigene Wasserversorgung mit einer Rohrleitung zur Quellfassung im Mohnsiepen (unterhalb des heutigen Friedhofs). 1909 erfolgte als weitere Investition die Installierung des „elektrischen Lichtes“ in der Schützenhalle durch die Firma Siemens und Suchard aus Münster, zum Preis von 723,- Mark. Bis dahin erfolgte die Beleuchtung mit Laternen und Lampions.
Im November 1918 ging der erste Weltkrieg zu Ende. Die Schützenhalle befand sich in einem desolaten Zustand. Nach dem Rückmarsch des Deutschen Heeres von der Front in Frankreich in die Heimat, war auch die Schützenhalle mit Militär belegt und in ein Pferde- und Waffendepot umgewandelt worden. Das Gebäude hatte großen Schaden erlitten, sehr viele Gegenstände des Inventars waren demontiert oder abhandengekommen.
1930 erfolgte mit einem Kostenaufwand von 3.000 Reichsmark die Modernisierung der Toiletten, der Lichtanlagen sowie dem Umbau des Bierkellers.
Am 12.04.1931 konnte die Schützenbruderschaft Freienohl den Schützenhofplatz, auf dem die Schützenhalle stand, für 2.500 Reichsmark von der Gemeindevertretung Freienohl kaufen.
Im Jahre 1942 wurde das der Schützenbruderschaft entzogene Vermögen (alte Schützenhalle) an die Firma Gottwald verkauft. Da die örtlich NSDAP hinter dem Verkauf der Schützenhalle stand und schon im Vorfeld mit Enteignung der Halle drohte, war es den Mitgliedern nicht möglich den Verkauf der alten Schützenhalle zu verhindern. In einer Gemeindesitzung am 08.07.1942 stimmten die Gemeindevertreter dem Verkauf der Schützenhalle zu. Die Gemeinde übernahm die Garantie zur Errichtung einer neuen Schützenhalle nach dem Krieg und verpflichtete sich ein Grundstück für den Bau zur Verfügung zu stellen.
Nach dem Kriege gelang es zwar, den Verkauf rückgängig zu machen; die Halle wurde aber jetzt an den Tuchfabrikanten Goblet verpachtet, der aus Aachen nach Freienohl evakuiert war und eine große Tuchweberei betrieb.
Im Jahre 1947 feierte man in Freienohl zum ersten Male nach dem Krieg wieder Schützenfest. Da die Schützenhalle verpachtet war, fand es in den Sälen der Freienohler Gastwirtschaften statt. Der Vogel wurde durch Steinwürfe von der Stange geholt, da der Gebrauch von Schusswaffen durch die alliierte Militärbehörde untersagt war.
Im Jahre 1948 wurde zwischen dem Saale Hellmann und den Wohnhaus Dr. Breuckmann ein Festzelt errichtet. Zudem benutzte man die Säle Bracht, Humpert und Hellmann zum Festfeiern., das in der Fröhlichkeit an frühere Feste erinnerte. Statt der „steinzeitlichen“ Wurfgeschosses des Vorjahres hatte man neuerdings nach mittelalterlichem Vorbild die Armbrust gebastelt, und mit „dem Pfeil und Bogen“ rückte man dem hölzernen Vogel zu Leibe, dass „die Federn lustig flogen“.
Am 19. Juni 1949 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Schützenhalle, am 30. April 1950 die Einweihung durch Präses Pfarrer Dolle.
Textnachweis: Chronik des Herrn Lehrer Kroh
Freiheit Freienohl 1272 – 1975 von Dr. Manfred Wolf, 1985
300 Jahre – St. Nikolaus Schützenbruderschaft Freienohl 1702, 2002
Fotonachweis: Die Fotos befinden sich in der Sammlung von Karl-Heinz Kordel
Die alte Schützenhalle / Ein Fest in der alten Schützenhalle im Jahre 1938